Im Deutschen werden Sie „intelligente Ordner“ genannt. Es handelt sich um eine häufig implementierte Funktion in Desktop-Software. Smart Folder sind Ordner, die Datensätze enthalten, die bestimmten, vorher festgelegten Kritererien entsprechen. So ist es in iTunes möglich, neben normalen Wiedergabelisten (individuelle Sammlungen von Liedern) auch „intelligente“ Wiedergabelisten anzulegen. In meinem iTunes findet sich beispielsweise eine solche Liste mit dem Namen „Partyhits“. Alle Songs, die ich mit vier oder fünf Sternen bewertet habe, befinden sich darin. Wenn nun weitere Lieder der Mediathek mit z.B. 4 Sternen bewertet werden, werden diese automatisch den „Partyhits“ hinzugefügt.
Weitere Beispiele sind Intelligente Postfächer in Apple Mail (Bsp: Postfach mit allen Mails von Amazon) oder eine gespeicherte Suche in der Seitenleiste des Finders (Bsp: Liste aller Dateien, die heute erstellt wurden). Typischerweise wird als Icon dann ein Zahnrad oder ein anderes Symbol in Verbindung mit einem Zahnrad verwendet. Man hat davor „Einstellungen“ vorgenommen.
Mainstream-User
Giles Colborne teilt in seinem lesenswerten Buch „Simple and Usable“ Softwareanwender in drei Gruppen. Er definiert zunächst den Experten, der gerne Zeit investiert um neue Funktionen auszubrobieren, die Möglichkeiten ausreizt und eigene Anpassungen vornimmt. Desweiteren gibt es den engagierten Nutzer (willing adopter), der ebenfalls offen ist, neue Funktionen zu verwenden, jedoch nur, wenn der Nutzen spürbar und die Einarbeitung mühelos erfolgt. Außerdem hat dieser schon ähnliche Produkte verwendet. Als dritte Gruppe benennt Colborne den Otto-Normal-Nutzer (mainstreamer), der Technologie nicht der Sache wegen nutzt, sondern um eine bestimmte Aufgabe zu erledigen. Er lernt einige Schlüsselfunktionen und dabei bleibt es meist.
In einem Diagramm erleutert der Autor die typische Verteilung: Experten 9%, engagierte Nutzer 23%, Otto-Normal-Nutzer 68%. Er erleutert, dass es einfacher ist, für die ersten beiden Gruppen zu gestalten, da diese leichter zufriedenzustellen sind. Erst wenn ein Produkt für die Mainstreamer zugänglich ist, ist es wirklich einfach zu bedienen. Wer für Experten und Engagierte entwickelt, schießt über das Ziel hinaus und beeinträchtigt die User Experience der größten Nutzergruppe.
Zurück zu den intelligenten Ordnern
Im Moment arbeite ich am User Interface einer Business-Software für OS X. Auch hier stellt sich die Frage, ob die Smart-Folder-Funktion integriert werden soll. Technisch ist das kein Problem, aber ist es auch für den Nutzer sinnvoll? Im ersten Usertest wurde ein defaultmäßig angelegter intelligenter Ordner jedenfalls nicht richtig verstanden.
Dennoch bin ich der Meinung, dass die Funktion integriert werden muss, obwohl sie ganz offensichtlich nur für Engagierte oder Experten interessant ist. Jedoch muss bei der Gewichtung darauf geachtet werden, welcher Usertyp angesprochen wird. Als Entwickler einer Software gehört man gewöhnlich zur Gruppe eins und zwei. Man muss sich aber klar sein, das der Otto-Normal-User nie einen Smart Folder anlegen wird!